
Das besondere Berufsbild Croupier – spielend sein Geld verdienen oder doch harte Arbeit?
Ausgabe: January 2014 PDF herunterladen Deutsch Von Silke Naumann, Senior Underwriter, Köln Disability, Life
Der Begriff „Croupier“ stammt von dem französischen Wort „croupe“ ab, was die Kruppe (Hinterteil eines Pferdes) bezeichnet.
Als „Croupier“ wurden somit ursprünglich Personen bezeichnet, die mit extra Bargeldreserven während der Spielsitzung hinter einem Spieler standen. Später wurde dann daraus die uns heute bekannte Berufstätigkeit.
Der Vorläuferberuf des Croupiers war der Tailleur. Dieser fungierte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Teilhaber einer Spielbank, war unterstützend an den Spieltischen tätig und am Ertrag beteiligt.
Ab dem 19. Jahrhundert diente der Tailleur jedoch nur noch als Geldgeber, so dass man an den Spieltischen angestellte Mitarbeiter benötigte – die Croupiers.
Nach der Reichsgründung im Jahre 1872 wurden öffentliche Glücksspiele in Deutschland verboten, so dass sich für Croupiers keine legalen Beschäftigungsmöglichkeiten mehr ergaben. Erst ab dem Jahr 1933, mit der Wiedereröffnung der Casinos, wurden wieder Spielbankangestellte benötigt.
Nach und nach öffneten immer mehr Spielbanken ihre Pforten, so dass ab den 1970er Jahren der Beruf des Croupiers seine Exklusivität verlor und sich dem Status einer „normalen Tätigkeit“ näherte.
Tätigkeiten
Croupiers übernehmen in Casinos die Spielleitung der verschiedenen Glücksspiele. Sie sind verantwortlich für den reibungslosen Ablauf am Spieltisch. Die Tätigkeiten sind abhängig vom Spiel, welches sie leiten. Im Allgemeinen werden vier Arten angeboten – Roulette und die Kartenspiele „Black Jack“, „Baccara“ und „Poker“.
Zuerst bereiten Croupiers das Spiel und den Spieltisch vor, z. B. Aufbau des Tableaus und Bereitstellung der Jetons beim Roulette oder das Mischen der Karten bei den Kartenspielen.
Unerfahrenen Spielern stehen sie mit Rat und Tat zur Seite, indem sie ihnen die teilweise schwierigen Spielregeln erklären.
Croupiers geben Spielanweisungen und beobachten ständig Spiel und Spieler. Sie sind zudem für die korrekte Berechnung und Auszahlung von Gewinnen zuständig.
Den Beginn seiner Karriere startet der Croupier in der Regel an einem der Kartenspieltische. Eine der größten Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt, ist für ihn aber sicher das Roulette.
Am Roulettetisch fordern sie die Spieler zu Beginn einer Runde auf, die Einsätze zu machen („Faites vos jeux“) und kündigen, nachdem sie die Kugel in den sich drehenden Roulettekessel geworfen haben, mit den Worten „Rien ne va plus – nichts geht mehr“ an, dass keine weiteren Einsätze mehr für diese Runde möglich sind. Sie sammeln mit einem Rechen, dem sogenannten „Râteau“, die Spielchips ein und sortieren sie.
Es gibt verschiedene Arten der Tätigkeit beim Roulette.
Beim klassischen französischen Roulette sind jeweils vier Croupiers im Einsatz:
- Wurfcroupier
Der Wurfcroupier nimmt die Einsätze der Spieler entgegen und platziert sie auf dem Spieltisch. Er ist für den korrekten Abwurf der Kugel und die Absage für weitere Einsätze („nichts geht mehr“) zuständig. Er dreht den Kessel und wirft die Kugel ein. - Saladier
Der Saladier sammelt und sortiert die von der „Bank“ gewonnenen Jetons in die jeweiligen Ablagen. Bei Bedarf wechselt er Jetons der Spieler in größere oder kleinere Einheiten. - Kopfcroupier
Der Kopfcroupier verdankt seinen Namen seiner Positionierung am Kopfende des Roulettetisches. Er nimmt Ansagen (Annoncen) entgegen und achtet darauf, dass nach der Absage keine Jetons mehr auf dem Spieltisch positioniert oder von diesem entfernt werden. Er hilft beim Einsammeln der verlorenen Jetons und ist für den Tronc (Erläuterung unter „Vergütung“) zuständig. - Tischcroupier
Der Tischcroupier sitzt in erhöhter Position über dem Roulettekessel. Er kontrolliert die Tätigkeit der Croupiers und das korrekte Verhalten der Gäste. Idealerweise behält er den Überblick über sämtliche Einsätze und Auszahlungen. Sollte es zu einem Streitfall kommen, entscheidet er diesen.
Im amerikanischen Roulette, bei dem die Spieler am Tisch stehen, wirken nur zwei Croupiers mit:
- Kesselcroupier
Der Kesselcroupier ist für den Abwurf der Kugel, der rechtzeitigen Absage, Korrekturen von unklar platzierten Einsätzen und der Auszahlung der Gewinne zuständig. - Chefcroupier
Der Chefcroupier sorgt dafür, dass nach der Absage keine weiteren Einsätze mehr getätigt werden und kontrolliert die Auszahlungsvorgänge.
Bei dieser Variante des Roulettes setzen die Spieler ihre Einsätze selbst. Dies wird dadurch möglich, dass Jetons verwendet werden, die durch farbliche Kennzeichnung nur jeweils einem Spieler zuzuordnen sind.
Voraussetzungen
Die Anforderungen an Croupiers sind härter als man vielleicht vermutet. Grundsätzliche Voraussetzung ist zunächst einmal ein Mindestalter von 21 Jahren und ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis. Weiterhin sind geordnete finanzielle Verhältnisse und ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild Bedingung.
Von einem angehenden Croupier wird erwartet, dass er über ein außergewöhnliches Zahlengedächtnis verfügt. Er muss ein ausgezeichneter Kopfrechner sein, da die Auszahlung der Gewinne umgehend und fehlerfrei ausgeführt werden muss.
Auch ist ein hohes Maß an Merkfähigkeit gefragt, da er die ihm angetragenen Annoncen einwandfrei ausführen und nach dem Fall der Kugel anfallende Gewinne dem jeweiligen Spieler zuordnen muss.
Die Fingerfertigkeit spielt ebenfalls eine große Rolle, da das Hantieren mit Karten, Kugel oder Jetons zwar reaktionsschnell, aber eben auch mit einer gewissen Eleganz erfolgen soll.
Die Tätigkeit verlangt auch ein hohes Maß an Kontaktfähigkeit und Feingefühl. Zum einen soll der Croupier die Spieler dazu animieren ihre Wetten zu platzieren, zum anderen muss er aber auch angemessen auf Spieler reagieren, die betrunken sind oder deren Verhalten auf eine Spielsucht hindeutet.
Da in vielen Casinos das Publikum sehr international ist, sind Fremdsprachenkenntnisse vorteilhaft. Croupiers arbeiten überwiegend abends und in der Nacht, sowie häufig auch an Wochenenden, da zu diesen Zeiten das Hauptgeschäft von Casinos stattfindet.
Ausbildung und Aufstiegschancen
„Croupier“ ist kein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf. Es werden Lehrgänge von Spielbanken oder speziellen Casinoschulen angeboten, die in ihrer Dauer sehr variieren können. In der Regel dauern die Kurse zwischen 4 Wochen und 3 Monaten pro zu erlernendem Spiel.
Darüber hinaus gibt es eine durch die Handelskammern geregelte Weiterbildung, die mit der Berufsbezeichnung „geprüfter Croupier/geprüfte Croupiere (IHK)“ abschließt.
Innerhalb eines Casinos bestehen vielfältige Aufstiegschancen. Der Croupier-Anfänger ist tätig als Kopfcroupier, Black-Jack Croupier oder American Roulette Croupier. Später kommt der Einsatz als Drehcroupier hinzu.
Beherrscht ein Croupier nach entsprechender Schulung und Prüfung alle klassischen Bereiche, kann er nach etwa 5 Jahren Berufserfahrung stellvertretender Tischchef und nach etwa 10 Jahren Berufserfahrung Tischchef werden.
Weitere Möglichkeiten sind stellvertretender Saalchef, Saalchef, technischer Leiter oder Direktor. Bis man zum Saalchef befördert wird können allerdings schon mal 25 bis 30 Jahre vergehen.
Croupiers sind in der Regel hauptberuflich tätig und in einem Casino festangestellt. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit als Aushilfscroupier zu arbeiten, z. B. während des Studiums.
Vergütung
Die Bezahlung des Croupiers erfolgt nach einem eigenständigen komplizierten Tarifsystem. Es gibt zwar ein Mindestgehalt, der eigentliche Lohn wird jedoch aus den Troncgeldern gezahlt. Der Tronc besteht aus dem Anteil, den die Gäste freiwillig von ihrem Gewinn abgeben – vergleichbar mit der Zahlung eines Trinkgeldes. Dieser Betrag wird dann nach einem Punktesystem an die Mitarbeiter als Gehalt ausgezahlt - dabei spielt unter anderem die Dauer der Betriebszugehörigkeit eine Rolle. Da die Höhe des Troncs täglich wechselt, sind auch die Gehälter der Croupiers von Monat zu Monat unterschiedlich.
Auch hat sich im Laufe der Zeit das Publikum geändert. Casinos sind nicht mehr nur etwas für die „Schönen und Reichen”, die den Tronc entsprechend gut gefüllt haben. Oft ist es heute der „Otto Normalverbraucher“, der seine Zeit mit Baccara und Co. verbringt – dessen Beteiligung am großen Spiel wirft aber eben nicht so hohe Trinkgelder ab.
Risikoprüfung
Das Risiko eines Croupiers berufsunfähig zu werden, ist recht hoch. Die Tätigkeit fordert sehr spezifische Fähigkeiten, die fast umgehend zu einer Berufsunfähigkeit führen, wenn diese nicht mehr vorhanden sind.
Es empfiehlt sich daher immer eine individuelle Prüfung.
Zunächst sollte die detaillierte Tätigkeit mittels des Fragebogens erörtert werden, um zu prüfen, ob Berufsunfähigkeitsschutz geboten werden kann und in welche Berufsgruppe eine Einstufung erfolgen sollte.
Eine nicht unerhebliche Gefahr besteht in der Überlastung der Knochen und Gelenke, da Croupiers ihre Tätigkeit überwiegend im Stehen ausüben. Eine stabile Psyche ist unabdingbar. Auch Croupiers sind nicht sicher vor der Gefahr der Spielsucht. Wird diese erkannt, werden Maßnahmen ergriffen, die fast immer in einer Berufsunfähigkeit enden.
Finanziell sollte das Risiko aufgrund der sich ständig ändernden Vergütungen mit einem recht geringen festen Anteil klar begrenzt werden.
Ein Auslandsrisiko spielt aufgrund der Standorte der meisten Casinos eine eher untergeordnete Rolle.
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